Auswertung eines städtebaulichen Wettbewerbs nach ökologischen und sozialen Kriterien

Bewertet wurde die zweite Stufe eines städtebaulichen Wettbewerbs, bei dem 8  Architekturbüros zur Einreichung von Entwürfen aufgefordert wurden. Bei dem zu beplanenden Grundstück handelt es sich um ein urbanes Areal, das im Westen von Einfamilienhäusern und im Norden von mehrgeschossigen Bauten umgeben ist. Es galten u.a. folgende Vorgaben: 

  • Bedienung mehrer Marktsegmente

  • Erhalt der vorhandenen alten Bäume

  • Bildung eines familienfreundlichen Areals mit Einfamilien-, Reihen- und Mehrfamilienhäusern und Schaffung von Wohnraum für Behinderte und WGs

Ergebnisse für die einzelnen Entwürfe

Mit einer Punktzahl von 7,2 liegt der Entwurf A mit Abstand an erster Stelle. Er zeichnet sich durch eine hohe Nachverdichtung bei einer gelungenen Gebäudetypenmischung aus, die unterschied- liche Marktsegmente anspricht. Die verschiedenen Ansprüche der Bewohner werden berück- sichtigt und Freiräume zur Förderung der Nachbarschaft geschaffen. Ein Cafe und Räume für eine Betreuungsstation oder Praxen sind vorhanden. Durch die freistehenden Stadtvillen entstehen große zusammen-hängende Grünflächen. Der Baumbestand bleibt erhalten. Die Erschließungs- problematik ist gut gelöst und die Versiegelung gering gehalten.

Der Entwurf B erlangt mit 6,4 Punkten den 2. Platz. Er zeichnet sich durch eine Vielzahl an Gebäudetypen und Formen aus dem zwei- und dreigeschossigen Bereich aus. Unterschiedliche Wohnungsgrößen sowie flexible und gute Grundrisse sorgen für eine gemischte Bewohnerschaft. Auch Büroräume z.B. für Betreuungseinrichtungen sind leicht möglich. Die Hauptwohnräume sind Richtung Süden orientiert und gut belichtet. Der hochwertige Baumbestand wird erhalten und die Versiegelung durch die geringe Anzahl bebauter Fläche minimiert.

Das Mittelfeld teilen sich mit 5,7 Punkten die Entwürfe C, D und E:

Entwurf C zeichnet sich durch die fast ausschließliche Begrenzung auf zweigeschossige Doppel- und Reihenhäuser mit ausgebautem Dach aus und erschließt somit nur ein begrenztes Markt- segment. Dieses wird jedoch durch einen angemessenen Standard und die Förderung nach- barschaftlicher Beziehungen durch gestaltete Außenbereiche mit einem Cafe an der Gracht adäquat angesprochen. Die Einrichtung von Betreuungseinrichtungen oder einem Stadtteilbüro ist berücksichtigt. Von dem Gebäudetypus her ist es recht monoton und nur wenig verdichtet. Der vorhandene Baumbestand wird kaum integriert. Der Grundwasserfluss wird nicht durch Tief- garagen oder Keller gestört. Dies gleicht den relativ hohen Versiegelungsanteil allerdings kaum aus. Die Lösung der Erschließung überzeugt nicht ganz.

Entwurf D bietet einen Mix aus 2+D-geschossigen Stadtvillen, Reihen- und Doppelhäusern und 3+D-geschossigen Stadthäusern und Geschosswohnungsbauten an, die nach Süden orientiert sind. Die positiven Aspekte der höheren Nachverdichtung und kompakten Bauweise werden durch Schwächen in der Anpassung an die Nutzergruppe und die Grundrissgestaltung wieder aufge- hoben. Auch der Baumbestand wird nicht durchgängig erhalten.

Entwurf E fällt mit seinen zwei Giebelseiten an der Hauptstraße etwas aus dem Rahmen dieser drei Entwürfe. Ansonsten wird auch er maßgeblich von zweigeschossigen Reihen- und Doppel- häusern bestimmt, die z. T. auch über ein weiteres ausgebautes Dachgeschoss verfügen. Insgesamt drei RH-Zeilen sind nach Osten orientiert. Architektur und Städtebau werden gut bewertet und der Baumbestand erhalten. Im Bewohnermix, den Nutzeranforderungen und der Grundrissorganisation sind jedoch einige Schwächen. Mit mittelmäßigen geometrischen Größen und einer nicht optimalen Erschließung (nur ein Gehweg an der Erschließungsstraße) erzielt dieser Entwurf nur Durchschnittswerte.

Auf Platz vier befindet sich mit einer Punktzahl von 5,6 Entwurf F. Mit seiner geschlossenen Bauweise entlang der Hauptstraße in Form von Stadthäusern mit einem Staffelgeschoss und einem MFH schneidet er zwar in Architektur und Städtebau gut ab, weist aber beim Bewohnermix und der Ausrichtung an den Nutzeranforderungen einige Schwächen auf. Tiefgarage und Keller können nicht zur Minimierung der Versiegelung beitragen, so dass auch hier die negativen Elemente überwiegen. Abgerundet wird dieses Bild durch die nicht optimal gelöste Erschließung. Positiv ist anzumerken, dass der Baumbestand erhalten wird und Ausgleichsabgaben für fehlende Stellplätze nicht zu erwarten sind.

Das Schlusslicht bildet mit 5,4 Punkten Entwurf G. Seine vorwiegend aus Doppel- und Reihen- häusern bestehenden zwei Vorschläge sprechen nur eine einseitige Nutzerschaft an. Die besonderen Anforderungen behinderten Menschen wurden nicht berücksichtigt und die Grundrissgestaltung zeigt einige Schwächen auf. Die entstehende Nachverdichtung ist auch bei der Variante mit MFH eher gering. Die bestehenden Bäume bleiben nur z. T. erhalten. Auch die Erschließung über eine nur 7m breite Mischfläche ist nicht optimal gelöst.

Übersicht über die erzielten Punktzahlen

 

Kriterium / Entwurf

C

D

G

A

E

F

B

Architektur, Städtebau

Bewohnerstruktur

Standard

GFZ

Geschosse

Grundrissgestaltung

A/V

4

5

8

6,5

8

8

4

5

6

4

-

9,5

3

7

6

2

8

-

9

4

3

8

6

8

6,5

9,5

6

6

8

5

5

5

8,5

6

5

7

3

5

5,2

9

6

6

8

8

5

-

8,5

8

4

Gesamt Gebäudekonzept

5,9

5,5

5,2

7,3

6,0

5,6

6,8

Anforderungen Energie

6

6

6

6

6

6

6

Wasser

Boden (Versiegelung)

Luft

4

5

8

3

5,5

8

3

6

8

3

6,5

8

3

5,5

8

3

5

8

3

5

8

Gesamt WBL

5,1

5,0

5,2

5,4

5,0

4,7

5,2

Erschließung

6

7,4

6

8,6

6

7,1

7,1

Befestigte Wege 

3,3

-

-

-

4

-

-

Gesamtbewertung

5,7

5,7

5,4

7,2

5,7

5,6

6,4

 

Ø

Ø

-

+

Ø

-

+

Bäume werden erhalten

-

Ø

Ø

+

+

+

+

 

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